The way back - der lange Weg von Peter Weier
Von Hubert Keßler
The way back – der lange Weg
Ein Film, der zunächst langatmig – 90 % der 132 Minuten kämpfen sich die Akteure durch die Widerstände der Natur - daher
kommt. Die Handelnden sind ein polnischer Offizier Janusz (Jim Sturgess), der amerikanische kommunistisch angehauchte
Ingenieur Mr. Smith (Ed Harris), ein Geistlicher und ein Schauspieler und der Kriminelle Valka (Colin Farrell) - später
kommt noch ein elternloses Mädchen dazu(Saoirse Ronan).
Wenig Historisches wird angedeutet: polnische Dissidenten, Gulag, Flucht aus diesem sibirischen Lager. Dazu kurze
Szenen, welche diesen Kontext in der menschlichen Erfahrung verorten: der Verrat von Janusz durch seine Frau, die
gezwungen wurde, gegen ihn als Hochverräter auszusagen. Die Brutalität des Lagerlebens, die in der Gestalt des Valka auf
der Flucht präsent bleibt. Und schließlich die Begrüßungsworte des Lagerkommandeurs: Es gibt hier keine besonderen
Wache, es genügt die sibirische Natur als unüberwindliche Grenze.
Und doch entwickelt der Film von Peter Weier in der Kontrastierung Natur und Person eine innere Dynamik. „Fasziniert von
Gesichtern lässt Peter Weir immer wieder die Kamera auf ihnen verweilen. ´Ich filmte sie so wie ich Landschaften filmte,
weil das die DNS dieses Films zu sein schien, Landschaften und das menschliche Gesicht, die Natur und die menschliche
Natur`." (Fritz Göttler, Süddeutsche Zeitung, 6. Juli 2011) In dieser Polarität, in der Weite der Natur und den kleinen
Siegen der Flüchtenden über scheinbar Unüberwindliches in ihr wächst immer mehr die Frage: Was ist es, was diese
Menschen bewegt? Unbändiger Freiheitswille – zumindest bist du dann in Freiheit gestorben-, sagt Janusz auf eine
entsprechende Frage. Spätestens in dem Moment, in dem Valka, der Russe unter ihnen an der Grenze zurückbleibt, wird
klar, dass es mehr als dieses sein muss. Nochmals wird dies deutlich, als der „Amerikaner“ unter ihnen zurückgelassen
werden will und von Janusz getragen wird. Am Ende des Filmes beginnt, man möchte sagen endlich, wieder die Erzählung.
Der Kampf in der Natur ist zumindest für einige gewonnen. Was ist es also, worauf Weier mit diesen 132 Minuten seinen
Blick richten will?
Der ehemalige Priester unter ihnen, dessen Gemeinde zerstört worden war, sinnt auf Rache und den Kampf gegen den
Nationalsozialismus und Bolschewismus. Damit wäre die Rache eine der möglichen Kraftquelle des Lebens, auf die der
Regisseur verweisen möchte. Der eigentliche Zielpunkt des Filmes jedoch wird in der Hauptperson Janusz und dessen Grund
deutlich. Es ist die Liebe, die Janusz seiner Frau gegenüber lebt, die ihn unter der Folter verraten hat. Ich muss
zurück, weil sie sich das nie vergeben wird. Ich muss zurück, damit sie versteht, dass ich ihr vergebe und sie sich
selbst vergeben kann – man könnte hier einfügen, an die Vergebung glauben kann.
Hubert Keßler
THE WAY BACK, USA 2010 - Regie: Peter Weir. Buch: Peter Weir, Keith R. Clarke. Nach dem Buch von Slavomir Rawicz.
Kamera: Russell Boyd.