Bildungsreihe in Bruchsal im Detail
Von Hubert Keßler
Eine Frage, die uns alle bewegt – die Frage der angemessenen Bildung und Erziehung.
Auch wenn man heute vermehrt von Kompetenzen spricht und Bildung damit bei manch einem einseitig als Ausbildung gesehen wird, steht im Zentrum immer die Person, die gebildet und ausgebildet werden soll.
Ja, man muss sogar im Plural sprechen: Im Zentrum der Bildung und Erziehung stehen die Personen des Bildungsgeschehens, Lehrende und Lernende, Ausbilder und Auszubildende….
Es ist der Beginn eines gemeinsamen Weges der Erfahrung. Was landläufig unter dem Stichwort „lebenslanges Lernen“ proklamiert wird, soll auf dem Hintergrund der eigenen Erfahrung angegangen werden.
Damit will diese Reihe eine Brücke zu dem schlagen, was Hartmut von Hentig schrieb: Bildung war „vor ihrer Institutionalisierung und Rationalisierung auf das gerichtet, was die ältere Generation der jüngeren in der Tat immer schuldet: eine Orientierung in der Fülle der möglichen Erfahrungen, die Einführung in die gemeinsamen Formen des Erkennens, also in die gewordene Kultur, und die Einführung in die gemeinsamen Regeln des Handelns“.
Dies soll geschehen, indem Personen der unterschiedlichsten Lebensbereiche über ihre Erfahrung sprechen; ihre Erfahrung im Blick auf die eigene Bildung als auch im Blick auf die Personen, für die sie Verantwortung haben. So wird Bildungs- und Erziehungsvorstellung verknüpft mit den Ansprüchen bezüglich Fähigkeiten und Qualifikationen, wie sie aus der jeweiligen Berufswelt erwächst.
Die Reihe ist folgendermaßen geplant:
Die Eröffnung wird das Bildungs- und Erziehungsverständnisverständnis im Wandel der Zeit thematisieren und ein Augenmerk auf aktuelle Fragestellungen besonders innerhalb der Schule legen.
Die Spannung zwischen Personwerdung (-bildung) und Ausbildung (was man heute braucht) wird durch die grundsätzliche Thematisierung und das Herunterbrechen in die unterschiedlichen Bereiche durch Erfahrungsberichte und Gespräche mit Verantwortlichen aus diesem Bereichen provoziert und durchleuchtet. Welche Bedeutung hat zum Beispiel die Erziehung der Person in einem industriellen wirtschaftlichen Kontext? Welche „Art“ von Bildung wird erwartet. Was erwartet einen in der Arbeit einer Nichtregierungsorganisation? Gibt es Erfahrungen aus deren Bildungsarbeit, die bedeutsam für das Verständnis von Erziehung und Bildung ist? Welche Bildung und Erziehung brauchen Menschen, die durch das Bildungsraster durchgefallen sind? Welche Bildung vermittelt die Universität? Spielt im Wettbewerb der Gedanken Erziehung noch eine Rolle? Was zum Beispiel transportiert ein Medizinstudium an Erziehung und Bildung für die Arbeit am Patienten? Und zuletzt die Kirche, einst Erzieherin eines Volkes; gelingt ihr dies noch? Es steht also kein politisches Interesse im Mittelpunkt, auch nicht der Streit um das bessere Konzept, sondern der Austausch über die Erfahrung der Personen. Auch hier sei noch einmal ein Wort von Hartmut von Hentig zitiert. „Es ist nicht der Mangel an Lebensmitteln, sondern der Mangel an Lebenssinn, Lebensaufgaben, Lebensqualität, der uns am meisten zu schaffen macht; von diesen muss man Vorstellungen haben“. Dem soll der Ansatz bei der Erfahrung dienen.