2014 Menschen, die Europa ein Gesicht geben
Von Hubert Keßler
Menschen, die Europa ein Gesicht geben
Diese begleitende Ausstellung erinnert zunächst an die Patrone Europas, allen voran an den heiligen Benedikt. Ein Zeugnis dafür, dass das „ quaerere Deum“ (Gott suchen) eine kulturelle Fruchtbarkeit entfaltete, die zum nährenden Boden des heutigen Europas wurde. Wenn die Heiligen Cyrill, Methodius und Birgitta von Schweden an die räumliche Ausdehnung der Evangelisierung Europas erinnern, so die heilige Theresa Benedicta a Cruce (Edith Stein) an die versöhnende Kraft des Glaubens auf dem Hintergrund der schrecklichsten Tragödie dieses Kontinents im letzten Jahrhundert. Sie entdeckte durch den christlichen Glauben den Zugang zu ihrer jüdischen Tradition. „Sie hat begriffen, wie viel es ihr bedeutet, ´Tochter des auserwählten Volkes zu sein, nicht nur geistig, sondern auch blutsmäßig zu Christus zu gehören.`“ Mit der Ernennung all dieser Heiligen zu Patronen Europas machte Papst Johannes Paul II. darauf aufmerksam, dass Europa eine Seele braucht, um seinen geis-tigen Zusammenhalt zu garantieren.
Diese Seele zeigte sich beispielhaft im Leidenszeugnis des seligen Karl Leisners, der von Jugend auf eine Begeisterung für Europa pflegte. Kurz vor seinem Tod wurde er durch seine Priesterweihe innerhalb des Konzentrationslagers zum Zeugen für ein Europa, das unter dem Kreuz die unterschiedlichsten Länder vereinigte.
Die Kraft dieser Seele kommt zum Ausdruck im Bemühen Robert Schumanns und des seligen Max Josef Metzgers um Versöhnung
und Friede in Europa. Ihre Wirksamkeit bezeugt Abbé Franz Stock. Er war deutscher Gefängnisseelsorger in Paris, durch
dessen Zeugnis die Erzfeindschaft zwischen Deutschland und Frankreich schon während und dann nach dem Krieg Wege der
Aussöhnung aufscheinen ließ. Die Worte des Generals Cossé-Brissac unterstreichen dies:
„Eine außerordentliche Vornehmheit strömte von ihm aus – der Widerschein einer übernatürlichen Seele. Er war vor allem
Priester, und Jesus Christus lebte in ihm. (…) Wir errieten das Martyrium, das dieser Mann durchmachte […]. Er litt
unter unseren Leiden. Er musste die zum Tode Verurteilten zum Mont Valérien begleiten. Ich stelle mir seine Angst vor
bei jenen, die die Gnade ablehnten, seine Demütigung als Deutscher, seine tiefe Bewegung als Priester jenen gegenüber,
die tapfer und als Christen starben. Seine täglichen Gefängnisbesuche mussten für ihn ein Kreuzweg sein. […]
Seinetwegen habe ich mir oft geschworen, alles zu tun, um eine aufrichtige Aussöhnung der beiden Völker Deutschland und
Frankreich unter dem Zeichen Christi herbeizuführen.“ (General von Cossé-Brissac)
Die Worte des ständigen Vertreters des Heiligen Stuhls beim Europarat sind wie ein Widerhall der Erfahrung Franz Stocks:
„Wenn wir es verstehen, das Antlitz des gekreuzigten Gottes in den Schmerzen der Menschen und Völker zu erkennen, dann
werden wir auch den Mut haben, jene Liebe zu leben, die der Gekreuzigte gelebt hat“.
Diese Ausstellung ist eine gekürzte und leicht modifizierte Fassung der Ausstellung zum Jahr des Glaubens: Zeugen einer
Gegenwart