15.7.2016 Europäische Begegnungen
Von Hubert Keßler
Begegnung mit Wojciech Murdzek, polnischer Parlamentsabgeordneter
Pressemitteilung – Kulturinitiative e.V.
Kulturinitiative ermöglicht am Freitag den 15.7. 2016 in der Aula des JKG SchülerInnen des JKG und einer interessierten Öffentlichkeit von 8.30 – 10:00 die Begegnung mit dem polnischen Parlamentsabgeordneten Wojciech Murdzek. In letzter Zeit ist Polen durch politische Entscheidungen in die Schlagzeilen geraten. Umstrittene Mediengesetze, Entfernung der EU-Flaggen, bedenkliche Justizreform haben in der westlichen Öffentlichkeit viele Fragen aufgeworfen. Seit 1992 besteht zw. Deutschland und Polen einen Nachbarschaftsvertrag, der 2011 nochmals bestätigt wurde. Darum lohnt es sich, angesichts beunruhigender Meldungen, diesen Fragen nach zu gehen. Herr Murdzek, Mitglied der Partei „Polska razem“ ( gemeinsam für Polen) ist Parlamentarier der heutigen polnischen Regierung an. Er war 12 Jahr Oberbürgermeister von Schweidnitz, davor Landrat, gründete im sozialen Bereich Vereine wie „Ut unum sint“, ein Verein zur Unterstützung hilfsbedürftiger Kinder, oder einen Verein nach deutscher Übersetzung „Bruder Albert“ Verein, der sich der Not der Obdachlosen annimmt. Da er in Deutschland einen Teil seines Ingenieurstudiums absolvierte, spricht er Deutsch und hatte als Landrat mit der Stadt Biberach und mit dem Landkreis Bergstraße Partnerschaftsbeziehungen geschlossen. Er arbeitet in drei Kommissionen der polnischen Regierung:
- Wirtschaftskommission
- Finanzkommission
- Kommission für Deregulation von Bürokratie
Er ist Mitglied in der Parlamentsgruppe für: Deutsch – polnische Beziehungen und Italienisch - polnische Beziehungen. Von daher ist er sicherlich ein geeigneter Gesprächspartner für Schüler und interessierte Erwachsene. Unter Voranmeldung bei Kulturinitiative e.V. (www.die-Kulturinitiative.de) oder JKG 07251/79560 kann man an dieser Begegnung teilnehmen. Hubert Keßler
Abschlussbericht
Am 15.7. 2016 fand in der Aula des JKG von 8.30 – 10:00 das von Kulturinitiative ermöglichte Gespräch zw. SchülerInnen des JKG und dem polnischen Parlamentsabgeordneten Wojciech Murdzek statt.
Zu Beginn folgten die SchülerInnen einer Einführung in die Geschichte Polens von Nathalie Murdzek, Studentin für europäische Diplomatie. Zu sehen, dass Polen für viele Jahre von der Landkarte verschwunden war, lässt die Sorge Polens und das Anliegen einer starken Präsenz der Nato besser verstehen.
Zunächst berichtete Herr Murdzek über seine lange politische Erfahrung aus Schweidnitz (Nähe Kreissau) und schilderte besonders die 12 – jährige Arbeit als Oberbürgermeister. Man sah einen am Leben und der Wirklichkeit interessierten Menschen und nicht nur den Politiker, so der Kommentar einer Schülerin. Man verstand, dass sein Anliegen der Mensch war.
In der anschließenden Fragerunde zu den heißen Themen (Umstrittene Mediengesetze, Entfernung der EU-Flaggen, bedenkliche Justizreform) bekam man einen anderen Blick auf diese zu hören. Die Einbettung der umstrittenen Themen in die 600 anderen Gesetze, die die jetzige Regierung in der bisherigen Arbeitsphase beschloss öffnete zunächst einen zu engen Blick auf Schlagzeilen. Herr Murdzek erwähnte die Unterstützung der kinderreichen Familien und der deutlichen Erhöhung des Kindergeldes und den Sozialen Wohnungsbau als einem möglichen Stufenweisen Übergang in das private Eigentum ein. So verstand man, dass es nicht nur um die Themen geht, die in den Medien „heiß gehandelt“ werden.
Hhinsichtlich der umstrittenen Themen zu hören, dass die polnischen Medien zu einem hohen Prozentsatz in den Händen des Axel Springer Verlages sind, wirft auch ein Licht auf mediale Aufregung und lies ein kritisches Bewusstsein in den Schülern wachsen.
Das klare Ja zu Europa war für viele eine Überraschung angesichts der Meldungen, dass bei den polnischen Plenarsitzungen die Europaflaggen fehlen. Ist das im Deutschen Bundestag auch so? Das kann man leicht nachprüfen.
Den Streit um die Verfassungsrichter bettete er ein in die grundsätzliche Bedeutung des Verfassungsgerichtes das in Polen für 9 Jahre gewählt wird und eben in die (zu Unrecht) getätigten Entscheidungen der Vorgängerregierung, die sich damit ihren Einfluss wahren wollte. Es stand deutlich eine andere Sicht auf gewisse Entscheidungen Polens im Raum. Die Schüler fragten kritisch nach und fanden sich herausgefordert zur eigenen Urteilsbildung.
Auf Schulischer Ebene fand der seit 1992 zw. Deutschland und Polen bestehende Nachbarschaftsvertrag eine Konkretisierung in der Begegnung mit den Schüler des JKGs. Das fast gleichzeitig ein deutsch-polnisches Geschichtsbuch auf dem Markt erschien, unterstreicht die Aktualität dieser Begegnung.
Hubert Keßler, Kulturinitiative e.V.