Im Herzen der Menschenrechte
Von Hubert Keßler
PDF - Info als Anhang s.u.
10. Oktober - November
Teil 1: Wie hältst du´s mit der Religionsfreiheit?
*28. November - Dezember
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Teil 2: Allein ich glaub’, du hältst nicht viel davon.
Die Bedrohung der Religionsfreiheit
Infomaterial zum download unter :
https://www.kirche-in-not.de/shop/religionsfreiheit-weltweit-2021/
Vorstellung des Berichtes 2021 Religionsfreiheit weltweit
Im Herzen der Menschenrechte. Die Religionsfreiheit im 21. Jahrhundert
Teil 1: Wie hältst du´s mit der Religionsfreiheit?
Die Frage der Grund- und Menschenrechte war und ist auf dem Hintergrund der Pandemiemaßnahmen virulent. Die Versammlungs- und Meinungsfreiheit waren konfliktbeladen, an die Religionsfreiheit, die manche als die “kostbarste aller …Freiheiten“1bezeichnen, mussten die Kirchen intensiv erinnern. Ist es eine Übertreibung, von ihr als der kostbarsten aller Freiheiten zu sprechen?
Dient die Religionsfreiheit nur der Verteidigung von Besitzständen, so ist sie ein Machtinstrument. Wählt man dagegen einen existentiellen Zugang, versteht man Religion als den Ausdruck des ´Religiösen Sinns` des Menschen, seiner Frage nach Erfüllung, nach Gerechtigkeit, nach Wahrheit, so ist die Religionsfreiheit Ausdruck der Größe eines jeden Menschen. Der Religiöse Sinn, geht diesen Fragen auf den Grund und lässt den Kern unserer ursprünglichen Bedürftigkeit und Bezogenheit auf etwas Größeres bewusst werden.
Wer in diesem Sinne für die Religionsfreiheit eintritt, tritt ein für die freie Suche eines jeden Menschen nach Wahrheit, nach dem Guten, nach einer Bedeutung des Lebens. Sie steht damit einerseits am Ursprung jeglicher Freiheit, andererseits wie ein Leuchtturm am Horizont des stürmischen Meeres, der allen anderen Freiheiten Orientierung und damit auch die Möglichkeit gibt, in widrigen Umständen auf Kurs zu bleiben.
Im II. Vatikanum hat die Kirche die Religionsfreiheit als Teil der menschlichen Natur beschrieben: nicht als dem Menschen zugesprochenes Privileg, sondern als mit der Natur gegebenes Recht eines jeden Menschen. Papst Franziskus bezeichnet sie als ein „Geschenk für alle, denn sie ist die grundlegende Garantie für jeden anderen Ausdruck von Freiheit […]«.2 Und darum verteidigt die Kirche mit ihr nicht nur den gläubigen, sondern einen jeden Menschen: Sie ist die „Grundlage aller anderen Freiheiten, weil sie – von der Würde jedes einzelnen Menschen untrennbar – deren unbedingte Konsequenz ist. Also ist sie nicht ein Recht unter vielen anderen Rechten, sondern „die Garantie für alle Freiheiten, die das Gemeinwohl der Menschen und der Völker sichern“.3
Die Betonung der Religionsfreiheit beansprucht keinen rechtsfreien Raum. In Zeiten der Missbrauchsdebatte soll dies betont werden. Im Gegenteil, viele Politiker erkennen in ihr das Fundament und die Ausrichtung auf personale Würde, Solidarität und Subsidiarität, die der Staat nicht erzwingen kann, die aber Voraussetzung seiner Existenz sind. Damit bewahrt die Bejahung der Religionsfreiheit den Staat auch vor einem politischen Machtmissbrauch, indem sie zum sichtbaren Zeichen der Transzendenz der menschlichen Person wird. Insofern ist die Frage nach der Religionsfreiheit nicht nur eine Gretchenfrage für den Einzelnen, sondern eine Schlüsselfrage für die Gesellschaft.
Die von Kulturinitiative e.V. gemeinsam mit Kirche in Not, dem Bildungswerk St. Vinzenz (…) präsentierte Ausstellung über die Religionsfreiheit ab Oktober in der Stadtkirche Bruchsal soll eine Gelegenheit sein, dieser Provokation auf den Grund zu gehen.
1 Bill Clinton: „Religionsfreiheit ist vielleicht die kostbarste aller amerikanischen Freiheiten. Darum wurde sie von vielen unsere [erste Freiheit] genannt. […] Die Begründer unserer Nation wussten, dass Religion dazu verhilft, unserem Volk einen Charakter zu geben, ohne den eine Demokratie nicht überleben kann. Zitiert nach Gerhard Besier, The First of our Liberties … a Lustre to our Country, 2014, S. 33.
2 Ansprache von Papst Franziskus in der Katholischen Universität von Tirana, 21. September 2014.
3 Papst Johannes Paul II., Botschaft zur Feier des 21. Weltfriedenstages: Religionsfreiheit, Bedingung für friedliches Zusammenleben (1. Januar 1988): AAS 80 (1988), 278–286.
Teil 2: Allein ich glaub’, du hältst nicht viel davon.
Die Bedrohung der Religionsfreiheit
In Nachfolge zur Ausstellung über die Religionsfreiheit, die die Gretchenfrage nach der grundlegenden Bedeutung der Religionsfreiheit stellt, zeigen wir eine Ausstellung über ihre Bedrohung.
Der Beauftragte der Bundesregierung für die weltweite Religionsfreiheit, Markus Grübel, sagte im April 2021: „Die Entwicklung ist negativ; die Bedrohungen nehmen weltweit zu. Immer mehr Regierungen legen Gläubigen Einschränkungen auf, und immer mehr Menschen erleiden Verfolgung und gesellschaftliche Feindseligkeiten aufgrund ihrer Religion oder Weltanschauung.“4
Das zeigen auch die Berichte von Kirche in Not über die Christenverfolgung. Papst Franziskus sagte: „Es ist nicht erforderlich, in die Katakomben oder ins Kolosseum zu gehen, um die Märtyrer zu finden: Die Märtyrer leben jetzt, in zahlreichen Ländern. “ Hierzu zählen nicht nur ferne Länder. Kirche in Not registriert in den westlichen Ländern einen Anstieg der von Papst Franziskus sogenannten „höflichen Verfolgung“. Der zugespitzt-ironisch formulierte Begriff von Papst Franziskus beschreibt Tendenzen, wonach neue kulturelle Normen und Werte im Widerspruch zu den Rechten der Einzelnen auf Gewissensfreiheit stehen und be-wirken, dass Religion „in die geschlossenen Räume von Kirchen, Synagogen oder Moscheen“ verbannt wird.5
Dabei ist die Verfolgung nicht nur gegen Christen gerichtet. Oft betrifft es Andersdenkende der eigenen Religion, Minderheiten, die als Gefahr gesehen werden. Auch an diese soll gedacht werden. Umso not-wendiger ist der Dialog unter den Religionen, wovon das „Dialogdokument von Abu Dhabi“ beispielhaft ein Zeugnis ist.
Diese Ausstellung wird bis gegen Ende des Jahres ebenfalls in der Stadtkirche Bruchsal zu sehen sein.
Auch dazu laden wir Sie herzlich ein, ob als Kooperationspartner, als Mitarbeiter oder einfach als Besucher.
Hubert Keßler, Kulturinitiative e.V.
5 Papst Franziskus, Zwei Arten von Verfolgung, 12. April 2016 aus: L’Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 16: Die andere Art der Verfolgung »präsentiert sich in der Verkleidung der Kultur, verkleidet mit Kultur, verkleidet mit Modernität, verkleidet mit Fortschritt: Etwas ironisch würde ich sagen, dass es sich um eine ›wohlerzogene‹ Verfolgung handelt.« Man erkenne sie, »wenn ein Mensch nicht verfolgt wird, weil er den Namen Christi bekennt, sondern weil er die Werte als Kind Gottes besitzen und bezeugen will«.